Adipositas: Hoher Energiebedarf des Gehirns stört Diäten

Bei Menschen, die an krankhaftem Übergewicht leiden, diktiert das Gehirn oft die Menge der Nahrungsaufnahme. Das egoistische Gehirn sorgt für ständige Kalorienzufuhr, auch wenn die Speicher voll sind. Es gibt neue Therapieansätze, die diesen Mechanismus unterbrechen sollen.

Menschen, die an Adipositas leiden, haben oft schon diese Erfahrung gemacht: Nach einer erfolgreichen Diät pendelt sich das Gewicht bald wieder in der alten Größenordnung ein. Der Körper gewöhnt sich daran, mit weniger Kalorien auszukommen. In der Folge werden Diäten immer mühseliger. Trotzdem versuchen Übergewichtige erneut, ihr Gewicht zu reduzieren und beginnen mit einer neuen Diät.

Dieser Jojo-Effekt ist schon seit geraumer Zeit bekannt. Jetzt hat Professor Dr. Achim Peters von der Lübecker Universität herausgefunden, wie das Gehirn von Adipositas-Patienten Diäten behindert: Die Ergebnisse der aktuellen Gehirnforschung zeigen, dass das Gehirn krankhaft Übergewichtiger auch dann noch Bedarf an Energie hat, wenn die Betroffenen schon lange genug gegessen haben und über reichlich Reserven verfügen. Das Gehirn steuert die Kalorienzufuhr sozusagen in seinem Sinn, um jederzeit ausreichend mit Energie versorgt zu werden. Die betroffenen Patienten ziehen im Alltag und bei Diäten daher den Kürzeren und folgen der ständigen Aufforderung zur Nahrungsaufnahme.

Es gebe aber Möglichkeiten, das Gehirn neu zu programmieren. Prof. Peters arbeitet mit seiner klinischen Forschergruppe an neuen Therapieprinzipien für Adipositas-Patienten, durch die sie lernen, sich gesund zu ernähren. Der Ansatz „Train the Brain“ wurde aus der sogenannten „Selfish-Brain-Theory“ entwickelt.

Wie das Gehirn Diäten stört, wird in der Ausstellung „Das egoistische Gehirn – Übergewicht entsteht im Kopf“ anschaulich dargestellt. Damit präsentieren die Lübecker Forscher um Prof. Peters ihre Ergebnisse auf dem Ausstellungsschiff „MS Wissenschaft“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Bis September können Interessierte in insgesamt 35 Städten an Bord gehen und sich über aktuelle Erkenntnisse der Gesundheitsforschung informieren.

Quellen:
www.aerzteblatt.de/nachrichten, 23. Mai 2011
www.hl-live.de/aktuell, 23. Mai 2011

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