Gibt es einen Zusammenhang zwischen extremem Übergewicht und Reflux oder Sodbrennen? – Wenn typische Begleiterkrankungen von Adipositas genannt werden, stehen in der Regel Diabetes, Herzinfarkt, Schlaganfall, Thrombosen, Diabetes, Bluthochdruck oder Lungenembolien auf der bedenkenswerten Liste. Selten wird auf die Verbindung hingewiesen, die Adipositas mit Verdauungsstörungen hat. Auf diesen Zusammenhang macht Professor Alfred Wirth in seinem Buch Adipositas aufmerksam (Springer Verlag, 2007; S. 243-245). Seiner Erkenntnis nach treten sogenannte dyspeptische Störungen dann fast genauso häufig auf, wie die genannten Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Unter dem Begriff Dyspepsie werden Störungen zusammengefasst, die die Verdauung betreffen, wie etwa Blähungen, Aufstoßen, Übelkeit, Völlegefühl oder aber Appetitlosigkeit. Treten dyspeptische Störungen in Zusammenhang mit der Adipositas auf, leiden die Patienten vermehrt unter saurem Aufstoßen und Sodbrennen.
Wie kann es dazu kommen? Häufig ist ein reduzierter ösophagealer Sphinkterdruck festzustellen. Das bedeutet, dass der Schließmuskel am unteren Ende der Speiseröhre in seiner Funktion beeinträchtigt ist, weil der benötigte Druck nicht immer im benötigten Maß aufgebaut werden kann. Die Ursache hierfür liegt in dem erhöhten Druck im Bauchraum durch einen hohen Anteil an Bauchfett. Zusätzlich ist bei der Adipositas die Sympathikusaktivität erhöht, was zu vermehrter Magensäureproduktion führt. Sind diese Umstände gegeben, fließt saurer Mageninhalt in die Speiseröhre zurück und verursacht dort ein unangenehmes Brennen. Mögliche Konsequenz ist eine Ösophagitis, eine Entzündung der Speiseröhre. Das Risiko an einer sogenannten erosiven (ätzenden) Ösophagitis zu erkranken, steigt bei übergewichtigen oder an Adipositas erkrankten Patienten um den Faktor 1,8.
In Deutschland sind rund 67 % der Männer und 53 % der Frauen übergewichtig. Wenn der BMI über 30 steigt, nähern sich die Zahlen an: Etwa 23% der deutschen Männer und Frauen sind adipös. Das geht aus einer Studie des Robert-Koch-Instituts mit mehr als 8.000 Menschen hervor. Insgesamt kann man festhalten, dass für Adipositas-Patienten das Risiko mit ihrem BMI steigt, an gastropsophagealem Reflux zu erkranken.